Dies ist mit Sicherheit eine der am häufigsten gestellten Fragen in der Arbeit mit Hütehunden.

Und sie kann nicht pauschal in Form einer konkreten Altersangabe beantwortet werden. Als Anhaltspunkt ist ein Alter von zwölf Monaten sinnvoll. Unserer Erfahrung nach macht man mit einem zu frühen Beginn des Trainings deutlich mehr verkehrt, als wenn dem Hund mehr Zeit gegeben wird, die notwendige Reife zu erlangen, um sich selbst und seine Tiere zu kontrollieren. 

Damit möglichst wenig schief geht und der junge Hund und die Trainingstiere so wenig Stress wie möglich ausgesetzt sind, braucht es einige Voraussetzungen. 

Eine sichere Umgebung für das Training, idR ein großer Pferch oder „Roundpen“. Der junge Hund darf auf keinen Fall die frustrierend Erfahrung machen, fliehenden Schafen hinterher zu hetzen. Die ersten Erfahrungen sind oft prägend für die nächsten zehn Jahre Arbeitsalltag! 

Auch den Schafen müssen solche Erfahrungen erspart bleiben. Der Ausbilder muss seine Tiere jederzeit vor Fehlern des Hundes schützen! Wir haben da eine große Verantwortung.

Eine große Fläche ist also schon einmal kein geeigneter Platz, um das Training zu beginnen. 

Auch wenn der Arbeitseinsatz des jungen Hundes in der Rinderhaltung sein wird, ist der Beginn der Ausbildung an Schafen zu empfehlen. Diese  müssen an Hunde gewöhnt, ruhig und kooperativ sein. Sind die Schafe zu flüchtig oder aggressiv, lernt der Hund aus Frust und Angst zu hetzen und zu beißen. Das muss vermieden werden, wenn eine lange vertrauensvolle Partnerschaft bei der Arbeit mit Tieren aufgebaut werden soll. 

Das Vorhandensein einer geeigneten Trainingsituation bestimmt also auch den Zeitpunkt, wann die Ausbildung an den Tieren begonnen werden kann. 

Woran merkt man nun, ob der Hund „ready to go“ ist? Es gibt im Netz so viele Videos, in denen sechs Monate alte Welpen eindrucksvoll an Schafen üben, was spricht dann dafür, bis zu einem Jahr und länger zu warten? 

Je besser die Trainingssituation (siehe oben) und je erfahrener der Ausbilder, desto früher kann ein Hund beginnen. Trotzdem kann es zu Situationen kommen, die den jungen Hund überfordern, frustrieren oder ihm Angst machen. 

Zu Beginn der Ausbildung wird und soll der Hund seinem Instinkt folgen. Wird er durch Fehler des Ausbilder daran gehindert, entsteht Frust. Dies kann in Aggression oder Verweigerung umschlagen. Der Hund kann sich so schnell fehlerhaftes Verhalten angewöhnen, das oft nur schwer oder gar nicht mehr zu korrigieren ist. 

Je älter der Hund ist, desto eher wird er in der Lage sein, sich selbst zu kontrollieren und seine Aufmerksamkeit von den Schafen zu nehmen, um auf seinen Ausbilder zu achten. 

Am Ende muss man sich fragen, was damit gewonnen wird, den Hund zu starten, bevor er physisch und psychisch in der Lage ist, ernsthafte Arbeitssituationen zu meistern. 

Andererseits sind gerade Junghunde, die schon sehr früh Interesse haben an allem was sich bewegt, nur schwer alternativ zu beschäftigen. Bevor Katzen oder Hühner oder Artgenossen zu sehr in den Fokus des jungen Hundes rücken, kann es sinnvoll sein, spielerisch (aber korrekt) kurze Trainingseinheiten an den Schafen einzulegen.

Sobald es dann „Klick gemacht“ hat, muss man sich aber darüber im Klaren sein, dass gerade ein engagierter Kelpie nun besondere Aufmerksamkeit benötigt. Denn er wird jede Möglichkeit nutzen, schnell wieder zu den Objekten seiner Begierde zu gelangen.

In diesem Alter kann ein permanentes „Nein, das darfst du jetzt nicht“ bei sensiblen Junghunden zu großer Verunsicherung führen. Ihr Instinkt sagt Ihnen „los“, aber sie sind oft noch nicht reif genug, um sich selbst zu kontrollieren oder sich kontrollieren zu lassen. 

Langer Rede kurzer Sinn: Ich habe noch keinen guten Hund erlebt, der irgendetwas verpasst hat, weil er nicht vor seinem ersten Geburtstag an die Schafe durfte. Das Gegenteil ist der Fall. Ich kenne Hunde, die ihre erste Hütesituation relativ spät hatten und dann so gut wie kein Training brauchten!

Und das ist so viel schöner als Hunde, die durch unpassende Trainingssituationen entstandene Fehler nie mehr abgelegt haben. 

Jugendentwicklung Welpe